Der Backofen als eine Anlage zur Raumheizung ist die gewohnte und eine der ältesten Heizungsweisen. Es wurde aus einer einfachen Feuerstelle, der der Rauchfang und die Abzugshaube zugegeben wurden, entwickelt. Irgendwie im 9. Jahrhundert wurde er in heutiger Form entwickelt und war jahrelang die einzige Heizungsquelle.
Diese Heizungsweise war die einzige Wärmequelle bis Mitte des 15. Jahrhunderst, wenn in Süddeutschland eine neue Heizungsweise gebraucht wurde. Das war der 'Kastenofen'. Der Kastenofen war ein eiserner Kasten, klein und freistehend. Der war aus geraden rechteckig gestellten Seitenteilen verschweißt und es war möglich mit Kohle oder Holz zu heizen. Übrigens, das Aschengitter war damals eben wegen der Heizung mit Kohle eingebaut, dieser Brennstoff braucht nämlich ein wenig anderen Lufteinlass als Holz. Dieses Aschengitter ist dann noch bei den Nachfolgern des Kastenofens erhalten geblieben, d.h. bei Kachelöfen. Erst in letzter Zeit werden Kachelöfen ohne Aschengitter ausgefertigt, obwohl mit Kohle schon seit 50 Jahren niemand mehr heizt. Auch hier ist zu beachten, wie lange es manchmal dauert, dass wir unsere alten Gewohnheiten, die schon längst nicht mehr brauchbar sind, streichen.
Nun aber wieder zurück zu unserem Kastenofen aus dem 15. Jahrhundert. In langandauernden rauen Wintertagen damaliger Zeit hatte der Kastenofen viele Vorteile vor dem Ofenekamin. Geschlossene Öfen hatten mit weniger Heizung viermal mehr Wärme als Ofenekamin abgegeben, außerdem war Schornsteinreinigung beim Kastenofen kinderleichter Vorgang, wenn man diesen Vorgang mit dem beim Ofenekamin vergleicht. Eiserne Seitenteile hatten rasch die Feuerwärme eingesaugt und die langsam gleichmäßig im Raum ausgebreitet. Um die Kasteöfen herum sind Stangen aufgestellt worden, an denen Wäsche gelüftet und getrocknet worden war, um die Kastenofen herum saß im Winter die ganze Familie.
Auf Franzosen hat diese technische Verbesserung keinen Eindruck gemacht. Sie fanden den Bau von den Ofenekamin viel billiger und besser. An deutschen Öfen hatten sie auszusetzen, dass sie kein Licht durchliessen und die Luft zu sehr austrocknete, weswegen sollte in auf diese Weise beheizten Räumen abgase entstehen. Dieser Vorwurf war bis zu einem gewissen Grad zwar begründet, trotzdem hatten aber Kastenöfen viel höhere Heizungsleistung, mit der sie sich für erwähnte Nachteile freikaufen konnten, allerdings dürfte das aber kein Grund für die Zuschreibung der Schrulligkeit den Nachbarvölkern. Auf den ersten Blick scheint diese Behauptung übertrieben zu sein, in damaliger Zeit war aber dieses Thema der Zankapfel zwischenregionaler Streitigkeiten. Dieses Thema war so aktuell, dass ihm seine Aufmerksamkeit einer der prominentesten Philosophen der damaligen Zeit Michael de Montaigne gewidmet hat.
Dieser Philosoph hat sich 1580 eine Reise von seinem Hof in der Nähe von Bordeux nach Rom geleistet und auf dem Weg hat er sich die Zeit auch für die Betrachtung von Sitten und Bräuchen der Nachbarvölkern. Mit einigen Zwischenaufenthalten hat die Reise 17 Monate gedauert und auf diesem Weg hatte er Gelegenheit auch unterschiedliche Sitten und Bräuche in unterschiedlichen Landschaften zu sehen. Er hat sich mit leiblichen Augen überzeugt, dass jedes Volk seine eigenen Sitten und Bräuche hat, die aber andere Völker nicht nur für fremd, sondern auch barbarisch in Unstimmigkeit mit jeder üblicher Logik, halten. Auf der Wanderschaft hat er ganz banale Probleme des Unverständisses unter Völkern, die sich in allen Dimensionen gewuchert hatten, bemerkt. Es ging eben um das Heizungssystem für Häuser an kalten Wintertagen. Der bedeutende Philosoph ist auf seinem Weg in Augsburg auf einen Deutschen gestoßen, der weitläufig französische Heizungsweise mit Ofenekamin kritisiert und dann wortreich Vorteile der Kastenöfen besungen hat. Die heiße Debatte hat auf sich aufmerksam gemacht, deswegen hat er beschlossen, die Sache ganz genau zu betrachten. Als Philosoph fühlte er sich berufen, der Sache auf den Grund zu kommen. In Baden hat er eben deswegen ein beheiztes Zimmer verlangt, dass er Vor- und Nachteile der deutschen Heizungsweise am eigenen Leib erfährt. Ihm wurde ein Zimmer mit Kastenofen zugeteilt und als er sich an spezifischen Duft, den das Gerät im Raum ausbreitete, gewöhnt hat, hat er eine gemütliche Nacht verbracht. Er hat bemerkt, am Ofen sich anziehen zu können, ohne sich einen pelzgefütterten Hausmantel anziehen zu müssen; ein paar Monate später hat er in einer kalten Nacht in Italien sogar bedauert, dass es im Gasthaus keinen Kastenofen gab.
Dieses Problem berührte ihn so sehr, dass er nach der Heimkehr, die Vorteile der beiden Systeme verglich und Beschlüsse in seinen Abhandlungen über Uneinigkeiten zwischen Völkern verwendete. Hinsichtlich des Ofens schrieb er:
''Es stimmt, dass deutsche Öfen stickig sind und dass sie wegen Materialien, mit denen sie gebaut werden, stinken, wenn sie heiß sind und deswegen haben Menschen, die daran nicht gewöhnt sind, Kopfschmerzen. Andererseits ist die Wärme, die die Öfen abgeben, gleichmäßig, dauernd und im ganzen Raum gleich verteilt, ohne sichtbare Flammen, Rauch und Durchzug, was bei Ofenekamin vorkommt."
Das, was Montaigne ärgerte, war feste, aber unbegründete Überzeugung des Herren aus Augsburg und den Franzosen im Allgemeinen, dass ihre Heizung am besten in der Welt ist. Natürlich ist es weder bei den Kastenöfen noch bei den Kaminen etwas barbarisches oder seltsames. Die Bestimmung der Normalität, auf die jedes Volk für sich schwört, umfasst offensichtlich nur einen kleinen Teil. Als er dem Kerl aus Augsburg und seinen Nachbarn aus Gascogne bewiesen hatte, dass so der Eisenofen als auch der Ofenekamin seinen legitimen Platz im weiten All der der akzeptablen Heizungsmöglichkeiten hatten, hat Montaigne bei seinen Lesern auch versucht ihnen ihre enge provinzielle Vorstellung über die Normalität zu erweitern. Natürlich hat es ihm nicht gelungen, mindestens was die Öfen betrifft nicht. Der Leser schmunzelt in diesem Moment sicher der Beschränktheit damaliger Völker, wäre aber Nachsichtigkeit an dieser Stelle viel besser, denn die romanische und germanische Welt haben sich irgendwie bis heute nicht geeinigt, was ein qualitätsvoller Ofen ist. Nach 500 Jahren, in der Zeit der Weltraumtechnologie, wenn es behauptet wird, dass die Welt nur ein Globaldorf ist, wird das Ofenbauer-Fachgebiet noch immer nach dem Muster des 15. Jahrunderts geteilt.
In den Ländern mit romanischem Einfluss (Frankreich, Italien) herrschte noch immer Überzeugung vor, dass der Ofenekamin oder mindestens Heizkamin mit großer Glastür die einzig richtige Lösung ist, wenn man sich schon für den Holzofen in der Wohnung entscheidet, alles andere ist Unsinn. Im Gegenteil herrscht aber in germanischen Ländern feste Überzeugung, dass der einzige richtige Holzofen Kachelofen ist, der in den Jahrhunderten aus dem kleinen Eisenofen bzw. aus dem Kastenofen entwickelt worden ist. Alles andere ist nach der Mehrheitsmeinung nur eine Notlösung für Menschen, die sich richtige Sache nicht leisten können oder keinen großen Horizont haben, um zu wissen, welche Lösung richtig und einzig erlösend ist.
Um Wahrheit zu sagen, muss man gestehen, dass die Grenzen zwischen diesen beiden Welten nicht mehr so scharf sind, so dass in Norditalien der Kachelofen fast gleichwertige Position wie der Kamin hat, natürlich mit Voraussetzung, dass er eine Glastür hat. Eben so sind in Norddeutschland Kaminöfen sehr populär, natürlich nur im Fall, wenn sie eine qualitätsvolle Speichermasse haben. In Bayern und in Österreich wird noch immer auf klassische Kachelöfen geschwört, da ist die Glastür nicht so nötig. Viele Leute entscheiden sich noch immer für die Tür ohne Glas und finden Speichermasse und Wärmeleistung des Ofens wichtiger als sichtbares Feuer.